Ver­öf­fent­licht: 13.10.2022 | Aktua­li­siert: 03.11.2022 | Mit (*) sind Part­ner-Links gekennzeichnet

Am Bildschirm zeichnen? Ich doch nicht!

Bis unge­fähr ges­tern war ich sehr, sehr skep­tisch, was digi­tal erstellte Skiz­zen angeht. (Wobei es fas­zi­nie­rende Bei­spiele gibt, was abseits aus­ge­tre­te­ner Digi­tal­pfade mög­lich ist.) Ich kann mir für mich auch wei­ter­hin nicht vor­stel­len, aus­schließ­lich am Tablet – bzw. in mei­nem Fall auf dem Sur­face-Stu­dio-Lap­top – zu zeich­nen. Ins­be­son­dere nicht draußen.

Aber eine bestehende »echte« Skizze – nach mei­nem sub­jek­ti­ven, wohl eher kon­ser­va­ti­ven 😉 Ver­ständ­nis heißt das, z. B. mit Tusche auf Papier – zum Aus­pro­bie­ren von ver­schie­de­nen Vari­an­ten digi­tal wei­ter aus­zu­ar­bei­ten … warum nicht? Vor allem, wenn es zur per­sön­li­chen künst­le­ri­schen Wei­ter­ent­wick­lung beiträgt.

Im aktu­el­len Fall tut es das tat­säch­lich. Ich hatte näm­lich eine Blockade. 

Vom Urban-Sket­chers-Deutsch­land­tref­fen in Dort­mund habe ich so einige Zeich­nun­gen im Skiz­zen­buch, die es ver­die­nen, wei­ter aus­ge­stal­tet zu wer­den. Denen noch der Fokus fehlt, die mehr Kon­traste ver­tra­gen oder eine kla­rere Akzen­tu­ie­rung durch Farbe.

Tusche-Zeichnungen von Viktoria Cvetković. Zu sehen sind Skizzen aus dem Workshop beim Alten Hafenamt Dortmund.

Die Tusche­zeich­nun­gen sind wäh­rend des Work­shops von Till Len­ecke beim Alten Hafen­amt Dort­mund ent­stan­den. Oben im Bild sind Auf­wärm­skiz­zen, die auch dazu die­nen, sich in mög­li­che Motive »ein­zu­se­hen«, Kom­po­si­ti­ons­ideen zu tes­ten und sich mit dem Ort ver­traut zu machen.
© Vik­to­ria Cvetković

Nun rückt die Frist zum Ein­rei­chen von Zeich­nun­gen für das Buch zum Tref­fen näher – noch zwei Tage… Bis ges­tern war ich unschlüs­sig, wie ich meine Skiz­zen fina­li­sie­ren wollte. Irgend­et­was hat mich dies­mal gebremst, ein­fach wei­ter beherzt mit Pin­seln und Stif­ten in die Skiz­zen reinzugehen.

Scans von den Skiz­zen hatte ich eh schon gemacht, also habe ich das erste Mal zum digi­ta­len Stift gegrif­fen und am Rech­ner wei­ter­ge­malt. Pro­be­weise, um ver­schie­dene Vari­an­ten zu tes­ten; mit Sicher­heits­netz, weil sich alles rück­gän­gig machen lässt.

Bei der ers­ten Skizze brauchte es tat­säch­lich drei Anläufe, bis ich zufrie­den war.

Eine Tusche-Zeichnung von Viktoria Cvetković im Vorher-Nachher-Vergleich. Zu sehen ist der Marktplatz in Dortmund-Hörde, im Vordergrund Till Lenecke und Tine Klein.

Die ana­loge Tusche­zeich­nung, wie sie vor Ort im Skiz­zen­buch ent­stan­den ist. © Vik­to­ria Cvetković

Eine Tusche-Zeichnung von Viktoria Cvetković. Zu sehen ist der Marktplatz in Dortmund-Hörde, im Vordergrund Till Lenecke und Tine Klein.

Die ana­loge Tusche­zeich­nung, ein­ge­scannt und ergänzt durch digi­tale Tex­tur und Farbe. Zu sehen ist der Markt­platz in Dort­mund-Hörde mit der Schlan­ken Mat­hilde im Zen­trum. Im Vor­der­grund sit­zen Tine Klein und Till Len­ecke und zeich­nen.
© Vik­to­ria Cvetković

Bei der zwei­ten Skizze war ich dann offen­bar schon ein­ge­groovt und bin mit mehr inne­rer Ruhe dran­ge­gan­gen. Inter­es­san­ter­weise hatte sich die­selbe innere Ruhe ein­ge­stellt wie beim sonst beim Skiz­zie­ren auf Papier.

Im Nach­hin­ein würde ich sagen: Bei der Aus­ar­bei­tung die­ser Skizze hätte es die »Unver­bind­lich­keit« des digi­ta­len Zeich­nens nicht mehr gebraucht. Ich habe die Zeich­nung Schritt für Schritt ergänzt, ohne einen ein­zi­gen Schritt rück­gän­gig zu machen.

Ich meine, diese Ruhe und wie­der­ge­fun­dene Sicher­heit sieht man der Skizze auch an.

Eine Tusche-Zeichnung von Viktoria Cvetković, zu sehen ist das Alte Hafenamt Dortmund.
Eine Tusche- und Buntstift-Zeichnung von Viktoria Cvetković, zu sehen ist das Alte Hafenamt Dortmund.

Vor­her-Nach­her-Ver­gleich: Die ori­gi­nale Tusche­zeich­nung, ergänzt durch digi­tale Bunt­stift-Tex­tur. Im Bild zu sehen sind das Alte Hafen­amt Dort­mund sowie Dirk und Frank von den Urban Sket­chers Dort­mund.
© Vik­to­ria Cvetković

Der digitale Stift – mein neuer Freund?

Was rein digi­tale Zeich­nun­gen angeht, bin wei­ter­hin sehr skep­tisch. Meins ist das nicht, ich brau­che das Hap­ti­sche, das Tak­tile von dickem Papier im Skiz­zen­buch. Ich brau­che auch die Geräu­sche von Feder und Farb­stif­ten auf der rauen Oberfläche.

Ana­log zu zeich­nen ist das robus­tere System.

Aber zum Lösen von Blo­cka­den hat das hybride Arbei­ten über­ra­schend gut funk­tio­niert. So gut, dass ich ges­tern tat­säch­lich zwei hybrid erstellte Skiz­zen für das Buch ein­ge­reicht habe.

Viel hängt sicher von der pas­sen­den Pin­sel­aus­wahl in digi­ta­len Zei­chen­pro­gram­men ab. Ich kann mir gut vor­stel­len, dass ich damit wei­ter­hin expe­ri­men­tie­ren werde. Mal schnell etwas aus­pro­bie­ren, ohne das Ori­gi­nal zu »ver­sauen«, geht digi­tal super. Die Aus­gangs­ba­sis wird für mich aber immer die papie­rene Zeich­nung bleiben.

Wie hältst du es mit dem Zeich­nen? Ana­log, digi­tal oder hybrid? Lass mir gerne einen Kom­men­tar unter die­sem Arti­kel da.❤