Veröffentlicht: 01.04.2023 | Aktualisiert: 19.04.2023 | Findest du ein (*) im Text, dann sind damit Partner-Links gekennzeichnet. Die führen normalerweise zum sozialen Buchhandel.
Ab April verbringe ich drei Monate als Artist in Residence im Hochschwarzwald. Vor Beginn des Eisenbacher Dorfschreiberinnen-Stipendiums steht das Packen. Drei Monate werde ich an einem mir neuen Ort sein, dort leben, arbeiten und hoffentlich ein bedeutendes Stück weiter mit meinem Graphic-Novel-Projekt vorankommen.
Was muss mit, damit ich konzentriert und kreativ arbeiten kann?
Für drei Monate zu packen ist neu für mich. Dabei habe ich viel Übung im Verreisen und dem So-wenig-wie-möglich-so-viel-wie-nötig-Packen. Vor der Pandemie bin ich viel unterwegs gewesen, weltweit, häufig beruflich.
Immer dabei war mindestens ein „kleines Besteck“ mit Zeichenstiften und Skizzenbuch, denn Flughäfen, Züge, Bahnhöfe, Bistros sind ideale Orte, um Menschen zu zeichnen. Menschen sitzen, stehen oder schlendern und warten. Sie haben Zeit. Das sind dankbare Situationen für Charakter- und Bewegungsstudien.
Die Warteschlange in Brüssel zum Check-in für den Eurostar nach London. Zeichnung aus dem Reisetagebuch London.
© Viktoria Cvetković
Viel Platz zum Ausbreiten gibt es dort normalerweise nicht, deswegen versuche ich, möglichst kompaktes Material dabeizuhaben. Ein Klemmbrett mit Aquarellpapier, das auf dem Schoß Platz hat, und eine Bauchtasche als Stiftetui haben sich für mich bewährt. Das Klemmbrett ist schnell im Rucksack versenkt, die Bauchtasche per Reißverschluss zugezogen und schon habe ich die Hände frei und bin startklar, in den Zug zu steigen oder an den Einreiseschalter zu treten.
Nun sind diese Reisen nie länger als drei Wochen gewesen. Da reichte kleines Gepäck, auf einiges konnte ich für so kurze Zeit problemlos verzichten, anderes ließ sich improvisieren. Aber drei Monate sind nicht drei Wochen. Drei Monate Arbeitsaufenthalt sind eine lange Zeit, da ist es mit einem Urlaubskoffer nicht getan, schon gar nicht mit einem Dienstreise-Handgepäckstück.
Was also soll ich für drei Monate einpacken?
Ich habe den Eindruck, dass der halbe Haushalt mitmuss. Während ich gedanklich meine typischen Tages- und Arbeitsabläufe durchgehe, um zu entscheiden, was ich brauche, kristallisieren sich vier Kategorien heraus:
- Kleidung und Schuhe … für Winter, Frühling und Sommer. Es sind nicht nur drei Monate, sondern drei Monate, in denen witterungsmäßig alles drin ist. Die Winterjacke im April, der legere Pullover im Mai, die kurzen Hosen im Juni. Jahreszeiten im Schnelldurchlauf. War mir bisher gar nicht aufgefallen, dass das zweite Quartal so eine kompakte Zeit des Wandels ist.
- Schlafen und Wohlfühlen. Ich brauche ein sehr flaches Kissen, damit ich vernünftig schlafen kann. Und ein warmes Bett. Eine Pilatesmatte hilft, keine Rückenschmerzen zu bekommen. Kaffee schmeckt mir am besten aus der Stempelpresskanne. Und ein scharfes Küchenmesser ist ein Muss. Selbstredend nehme ich auch einen Vorrat an Schmerzmitteln mit und alles, was für die körperliche und seelische Hygiene wichtig ist.
- Referenzmaterialien für mein Graphic-Novel-Projekt. Familienfotos bilden für mich wichtige zeitliche und räumliche Orientierungspunkte für die noch zu entwickelnde Geschichte. Da ich nicht geschafft habe, sie vorher einzuscannen, müssen sie jetzt kistenweise mit. Außerdem jede Menge fertiger Leporelli, einige Skizzenbücher und ‑hefte sowie Graphic Novels anderer Autor:innen zur Inspiration und Analyse. Außerdem Bücher über gutes Schreiben.
- Arbeitsmaterialien für die Tagebuch-Comics und das Graphic-Novel-Projekt. Ich habe mein halbes Atelier leergeräumt. Neben Etuis mit unterschiedlichsten Stiften gehen Gläser voll Tusche und Tuben mit Aquarell- und Gouachefarben mit. Außerdem ein Stapel zugeschnittener Leporelli für unterwegs, Skizzenbücher, Aquarellhefte, Klemmbretter, Klammern, ein Durchleuchttisch, Transparentpapierrolle, Dreikantmaßstab, Scanner, Buchbindezubehör. Laptop und Handy muss ich nicht erwähnen, die Dokumentenkamera aber wohl schon…
Als alles bereitsteht, fühle auch ich mich bereit
Spannung und Vorfreude auf mein neues temporäres Zuhause entfalten sich in meinem Inneren. Ein ganzes Haus werde ich als Stipendiatin zur Verfügung haben – aber wie ist es dort? Wie ist es drumherum? Und wie sind die Menschen?
Vor Antritt des Stipendiums steht das Packen. In Gedanken war schon längst alles zusammengestellt, jetzt ist das Gepäck auch tatsächlich gebündelt und kann ins Auto. Morgen früh fahren wir in den Hochschwarzwald.
Noch weitgehend unkolorierte Zeichnung aus dem Tagebuch-Leporello Eisenbach.
© Viktoria Cvetković
Was brauche ich alles, um an einem neuen Ort, den ich nicht kenne, drei Monate lang gut an meinem Buch arbeiten zu können? Noch weitgehend unkolorierte Zeichnung aus dem Tagebuch-Leporello Eisenbach.
© Viktoria Cvetković
Wir beladen das Auto mit allem, was ich für die drei Monate des Stipendiums in Eisenbach brauche. Noch weitgehend unkolorierte Zeichnung aus dem Tagebuch-Leporello Eisenbach.
© Viktoria Cvetković
Möchtest du noch näher dran sein?
Für mich ist das Stipendiatinnen-Dasein eine völlig neue Erfahrung – und wenn du möchtest, kannst du Teil der Reise werden und mich zumindest virtuell begleiten.
Ich werde meinen Blog während meiner Zeit als Dorfschreiberin in Eisenbach auch als Online-Tagebuch für ausgewählte Beiträge nutzen. Noch näher dran an der Entstehung des Buches bist du als Newsletter-Abonnent:in, denn nicht alle Gedanken gehören öffentlich ins Netz. 😉
Hier kommst du zu meinem internen Verteiler und bleibst auf dem Laufenden:
Hi, ich bin Viktoria.
Ich bin Zeichnerin, Autorin und Dozentin. Ich erzähle mit Bildern.
Meine bevorzugte Zeichentechnik ist die Skizze, meine liebsten Medien sind Tusche und Aquarell. Ich forsche mit dem Stift in der Hand und liebe es, Menschen, Gebäude, Orte, Handwerkliches und Alltägliches zeichnend zu dokumentieren.
Die Resultate sind graphische Reportagen, häufig in Form von handgebundenen Künstlerbüchern.
Hier im Blog schreibe ich über Dinge, die mich aktuell bewegen und zeige, was so alles in meinen Skizzenbüchern landet. Wenn du noch näher dran sein willst, auch für Einblicke zum aktuellen Graphic-Novel-Projekt »Luftwurzeln«, dann hüpf gerne auf meinen Newsletter.
Hier mitzulesen, das macht Spaß. Danke für die Möglichkeit, den Blog per Klick zu abonnieren.
Sehr gern! Ich freu mich über die lesende Begleitung.