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Ich bereue fast nichts, was ich bis­her in mei­nem Leben getan habe. (Im Gegen­satz zu Din­gen, die ich nicht getan habe. So etwas wich­ti­ges, wie Zeit mit nahen Men­schen zu ver­brin­gen, auf »spä­ter« zu ver­ta­gen, ist keine gute Idee.)

Es gibt aber doch zwei Dinge, die mir spon­tan ein­fal­len: Das erste hat mit einem Mäd­chen zu tun, das ich gerne um Ent­schul­di­gung bit­ten würde, weil ich in einer für sie schwie­ri­gen Situa­tion sehr gemein zu ihr war. Ja, wir waren noch Kin­der, aber es gibt Gren­zen, bei denen spürt man auch als Kind, dass man sie nicht über­schrei­ten sollte. Dass sie kurz danach weg­ge­zo­gen ist, macht es nicht besser.

Die zweite Reu­e­welle über­kommt mich, wenn ich an meine Kin­der­zeich­nun­gen denke. In einem über­aus sel­te­nen Anfall von Auf­räum­wahn habe ich sie als Teen­ager weg­ge­wor­fen. Ich kann mich noch genau an den Moment erin­nern, als ich den dicken Packen zum Sta­pel alter Zei­tun­gen gelegt habe, die fürs Alt­pa­pier bestimmt waren. Und an die vor­sich­tige Nach­frage mei­nes Vaters, ob ich wirk­lich sicher bin, dass das alles wegsoll.

Wie oft habe ich mir gewünscht, diese Ent­schei­dung rück­gän­gig machen zu kön­nen. Aber weg ist weg. Alles.

Es gibt noch einen ein­zi­gen Foto­ab­zug, auf dem im Hin­ter­grund ein gemal­tes, groß­for­ma­ti­ges Selbst­por­trät an der Wand zu sehen ist. Lei­der ist es nicht gut zu erken­nen. Nur, dass es ein Kopf­füß­ler ist.

Kannst du dir vorstellen, welche Freudensprünge ich gemacht habe, als ich »Fritzchen« zufällig wiedergefunden habe?

Fast hätte ich abge­lehnt, den Beu­tel mit­zu­neh­men, in der diese letzte noch vor­han­dene Kin­der­zeich­nung geschlum­mert hat. Ver­steckt zwi­schen Hand­ar­beits­uten­si­lien war sie seit über 30 Jah­ren in Sicher­heit und wäre jetzt bei­nahe doch noch weggekommen.

Sie stammt aus mei­ner Grund­schul­zeit. Der etwas hake­li­gen Schreib­schrift nach zu urtei­len, würde ich sagen: aus dem zwei­ten Schul­jahr. Fritz­chen ist eines der sechs Main­zel­männ­chen, die wäh­rend mei­ner Kind­heit durchs Vor­abend­pro­gramm des ZDF geturnt sind. Ich kann mich erin­nern, ganze Serien von die­sen Figu­ren gezeich­net zu haben – als sie noch nicht im Man­ga­stil »moder­ni­siert« waren. Dass ich auch mein Bunt­stif­t­etui damit ver­ziert habe, ist ein ech­ter Glücks­fall, denn die Zeich­nung hat nur über­dau­ert, weil meine Mut­ter in die­sem Etui zuletzt ihre Häkel­na­deln auf­be­wahrt hat.

Ich weiß noch nicht, was ich mit die­sem Fund mache. Viel­leicht aus­stel­len? Mir würde gefal­len, ein musea­les Erklär­schild­chen dane­ben zu platzieren:

»Edding auf Kunst­stoff, undatiert«

Wel­che Gedan­ken hast du zu die­sem Bei­trag? Hast du deine Kin­der­zeich­nun­gen auf­be­wahrt? Lass mir gerne einen Kom­men­tar unten in der Kom­men­tar­box da.❤

Hi, ich bin Viktoria.

Ich bin Zeich­ne­rin, Autorin und Dozen­tin. Ich erzähle mit Bildern.

Meine bevor­zugte Zei­chen­tech­nik ist die Skizze, meine liebs­ten Medien sind Tusche und Aqua­rell. Ich for­sche mit dem Stift in der Hand und liebe es, Men­schen, Gebäude, Orte, Hand­werk­li­ches und All­täg­li­ches zeich­nend zu dokumentieren.

Die Resul­tate sind gra­phi­sche Repor­ta­gen, häu­fig in Form von hand­ge­bun­de­nen Künstlerbüchern.

Hier im Blog schreibe ich über Dinge, die mich aktu­ell bewe­gen und zeige, was so alles in mei­nen Skiz­zen­bü­chern lan­det. Wenn du noch näher dran sein willst, auch für Ein­bli­cke zum aktu­el­len Gra­phic-Novel-Pro­jekt, dann hüpf gerne auf mei­nen News­let­ter.